In diesem Beitrag diskutiere ich die schulische Situation von Jugendlichen
mit einem türkischen Hintergrund im Kontext ihrer (Selbst-) Einordnung als
People of Color bzw. als rassistisch markierte Subjekte. Insbesondere in
einer Gesellschaft die auch stark von der Post-9/11 medialen Berichterstattung
geprägt ist, ist die starke Rassifizierung von Jugendlichen of Color mit
einem türkischen Hintergrund zunehmend deutlich geworden. Diese
Erfahrungen der Rassifizierung führen bei antidiskriminierungsengagierte
Jugendlichen mit einem türkischen Hintergrund, in vielen Fällen, zu Solidarisierungen
mit Schwarzen (Deutschen) Jugendlichen. Rassismuserfah -
rungen vereinen damit gewissermaßen antidiskriminierungsengagierte
Jugendliche of Color. Die Praxis dieser Jugendlichen of Color, betrachte ich
vor dem Hintergrund der offiziellen Diversitätsbekundungen von Berliner
Schulen. Dabei fällt auf, dass Diversität als neues Label offenbar nicht zu
einer Verminderung ihrer Diskriminierung führt. Es geht mir darum, die
anhaltende soziale Ungleichheit, die sich in Bildungsinstitutionen in der Alltagspraxis
beständig aktualisiert zu konkretisieren. Ich beziehe mich auf rassismuskritische
Thematisierungen von hierarchisierter Differenz durch
Schülerinnen of Color. Es handelt sich hierbei um Jugendliche, die sich ganz
bewusst im Sinne einer Antidiskriminierungsarbeit an ihrer Schule
engagieren. Sie lenken durch ihre hegemoniekritischen Diskussionen den
Blick auf vorhandene Formate, Inhalte und Barrieren der Thematisierung
von Heterogenität, sowie auf die diskursiven Intersektionen von Ausschlüssen
an (Berliner) Schulen. Diversität scheint hier als Begriff—auf dem
ersten Blick—gut geeignet, um Fragen der Benachteiligung und der strukturellen
Diskriminierung, die in enger Wechselwirkung mit Heterogenität
bestehen, wahrnehmbar zu machen. Dass solche Bekenntnisse nicht eine
automatische Lösung bedeuten, sondern sogar zu einem Bestandteil des Problems werden können ist eine zentrale Argumentation dieses Beitrags. In
Anknüpfung an dieser Kritik argumentiere ich, dass Diversität als neues
bzw. als neoliberalistisches Label ein oberflächliches Verständnis von Toleranz
und Akzeptanz eingefasst ist, und dass durch ihre plakative Ausrichtung
das Ziel der Gleichstellung als erreicht gefeiert wird, obwohl die Hierarchien
weiterhin fest an ihrem Platz bleiben.